Die Urwahl der Grünen wurde in den Medien überwiegend
unkritisch gefeiert und wenig auf
Probleme abgeklopft.
Eigentlich gibt es eine Spitzenkandidatur für die
Bundestagswahl nur auf den Landeslisten. Frau Dr. Merkel tritt in
Mecklenburg-Vorpommern an. Es geht also
bei einer Urwahl lediglich um die Präsentation der Führungskräfte auf
Bundesebene und auch um die Vorauswahl möglicher Bundesminister. Es könnte
theoretisch sein, dass die
Spitzenkandidaten der Grünen nicht einmal an die Spitzen der Landeslisten in
ihren Landesverbänden gewählt
werden.
Im Falle der Urwahl der Grünen ist zunächst
festzuhalten, dass eine Urwahl
bedeutet, die nach Satzung festgelegten Quotierungen zur Disposition zu
stellen.
Bei den Grünen hätten zwei Frauen, aber auch zwei
Linke bzw. zwei Realas gewählt
werden können. Theoretisch sogar zwei Männer, denn es gab neben Jürgen Trittin
reichlich weitere männliche Bewerber.
Zwei männliche Spitzenkandidaten wären ja wohl der
politische Gau für eine Partei mit
starkem feministischen Profil gewesen.
Das Vorpreschen von Claudia Roth mit ihrer Ankündigung
zu kandidieren war übrigens politisch keineswegs harmlos: es war angesichts der
möglichen Bewerberinnen die Eröffnung einer Option für zwei „Linke“ an der
Spitze der Grünen für die Bundestagswahl, einmal angenommen, dass man Jürgen
Trittin nach den Umfragen als „gesetzt“ betrachten wollte.
Claudia Roth wollte die bei Auswahl in den Führungsgremien zu erwartende Verteilung
Jürgen Trittin(Linke) plus eine Reala nicht akzeptieren und ganz in die erste
Reihe gelangen.
Eine Urwahl ist sehr wesentlich über die Aufstellung der
Kandidaten zu beeinflussen. Ob die Basis immer „politisch klug“ wählt, ist
keinesfalls zwingend, aber dieser Vorbehalt gilt möglicherweise auch für die
Führungsgremien.
Ein weiteres Problem waren die 11
Kandidaten der Basis, die voraussehbar keine Chancen haben würden, weil sie
keinen entsprechenden Amtsbonus bzw. die entsprechende Medienresonanz vorweisen
konnten.
Sie waren aber auch chancenlos wegen der Modalitäten
der Vorstellungsrunden. Wenn ich es recht sehe gab es 3-5 Minuten für jeden
Bewerber. Fragen bekamen sie kaum.
Haben die Kandidaten der Basis die Kosten eigentlich
erstattet bekommen? Sind übrigens Regeln für die Zulassung von Bewerbern zulässig?
Die Parteiführungen haben bei der Urwahl wie auch bei
der Frauenquote häufig wahlpsychologische Erwägungen vor Augen oder denken an
den Mobilisierungseffekt von Urwahlen in den Parteien.
Es gibt durchaus noch weitere Probleme bei Urwahlen.
Es gibt durchaus noch weitere Probleme bei Urwahlen.