Wie
immer sind die Wahlanalysen sehr schwierig. Auch die Ergebnisse von Infratest
dimap reichen nicht aus, um mehr als plausible Erklärungen zu liefern. Es sind mehr
oder weniger plausible Mutmaßungen.
Es
bedürfte viel differenzierterer Fragestellungen zu den wirklich kritischen
Feldern der Politik, so etwa zur Zuwanderungskrise. Die Zustimmung zum Umgang
mit Flüchtlingen reicht da nicht aus .Einzubeziehen wären die Umfragen zu
umstrittenen Entscheidungen der Regierung aus den letzten Jahren.
Weitere
Schwierigkeit: Man braucht eine Analyse der floatierenden Wähler, hier
insbesondere der SPD-Wähler, die zur CDU gegangen sind sowie der Nichtwähler ,
die zur CDU bzw. FDP gegangen sind.
Es
fehlen übrigens auch Daten zum Komplex Ralf Stegner und die linke SPD in SH,
sicherlich ein Thema der CDU-Opposition im Wahlkampf, aber nicht der
zugänglichen Umfragen.
Ein
weiteres Dilemma wird sich wohl nicht leicht lösen lassen, nämlich wie kommen
wir, die Wähler, zu Wahlumfragen mit für die jeweiligen Auftraggeber „unangenehmen“
Fragen.
Wie
sieht es mit der Aussagekraft der verfügbaren Umfragewerte aus?
Welchen
Erklärungswert haben die geringen Kompetenzzuweisungen für die Regierung in
Fragen des Straßenverkehrs28(SPD)/45(CDU) oder der Kriminalität 28/45(CDU)),Bildung
36/38(CDU):Es sind jedenfalls gefährliche Werte für die Regierung. Sie erlauben
aber dennoch nur sehr allgemeine Schlüsse.
Selbst
der Einbruch der Direktwahlwerte Albigs im Vergleich mit seinem
CDU-Konkurrenten im im April 2017 kann nicht zweifelsfrei zur Erklärung
des schlechten Ergebnisses für die SPD herangezogen werden, denn ein Rückgang in der
heißen Phase der Wahlkämpfe ist bei den Spitzenkandidaten nicht unüblich..
Allerdings waren Albigs Werte immer recht niedrig im Vergleich zu den
siegreichen Ministerpräsidenten der letzten Landtagswahlen. Ein
Brigitte-Interview des Ministerpräsidenten vom 20.April 2017 für das Absacken
der Werte des MP von 55 auf 48 verantwortlich zu machen, wie dies Katarina
Barley in der Berliner Runde getan hat, ist ein äußerst zweifelhaftes
Unterfangen.
Es
gibt übrigens die hier angemahnten differenzierteren Umfrageergebnisse in der
Regel in den Regierungszentralen. Möglicherweise hat auch Frau Dr. Merkel einen
Umfragenpool besonderer Art.
Man
kann z.B. die Wähler oder potentiellen Wähler fragen nach den Gründen ihrer
Meinungsänderungen bei der Beurteilung von Personen oder Regierungstätigkeit,
und dies über Monate. Man fragt sie auch zu einzelnen Entscheidungen.
Ohne
diese Daten kann man auch versuchen, das besondere Profil der
Regierungstätigkeit in dem speziellen Bundesland heranzuziehen:
In
SH war dies wohl. die Zusammenarbeit eines linken SPD-Verbandes mit eher linken
Grünen. Die Machtposition Ralf Stegners gegenüber einem relativ machtlosen Thorsten
Albig. Das spezielle Profil in der Zuwanderungsfrage(Verfassungsänderung(Signal
für Sinti und Roma), Verzicht auf Abschiebung nach Afghanistan als einziges
Bundesland, Unterbringung ausländischer Straftäter in deutschen Gefängnissen anstelle
der Abschiebung. Albigs Äußerung zur Kanzlerkandidatenfrage
in der SPD)
Die
eher plakative Kampagne der SH-SPD für soziale Gerechtigkeit ist von der SPD
nicht in ihrer Zweischneidigkeit erkannt worden. Viele Wähler der Mitte gehen
davon aus , dass weitere soziale Verbesserungen für das untere Drittel der
Gesellschaft zu ihren Lasten gehen werden, weil die Politiker sich bisher stets
als unfähig erwiesen haben, die „Reichen“ zur Kasse zu bitten.
Ob
dieses spezielle Profil der
Regierungstätigkeit in SH und der Wahlkampf der Landes-SPD für die Wechselwähler
wahlentscheidend waren, kann nicht bewiesen
werden.
Die
Ursachen für die erste Abwahl eines amtierenden Ministerpräsidenten seit Jahren
könnten aber hier liegen.
Klare
Belege würden allerdings nur Umfragen liefern, die nach der Bedeutung bestimmter
Regierungsaktivitäten und
Wahlkampfslogans für die Willensbildung der Bürger fragen.
Außerdem
blieb zwangsläufig die verfehlte Wahlkampfstrategie der Bundes-SPD bei der
Betrachtung der Wahlergebnisse außer Betracht.
Kann
sich übrigens jemand vorstellen, dass Umfragen und Erklärungen, die die
Zuwanderungspolitik und Ausländerpolitik als ursächlich für Wahlergebnisse
belegen würden, in den politisch
agierenden angeblichen Mainstream-Medien
veröffentlicht würden?