Sonntag, 21. Mai 2017

Landtagswahl Schleswig-Holstein: Niederlage für Albig und Stegner


Wie immer sind die Wahlanalysen sehr schwierig. Auch die Ergebnisse von Infratest dimap reichen nicht aus, um mehr als plausible Erklärungen zu liefern. Es sind mehr oder weniger plausible Mutmaßungen.
Es bedürfte viel differenzierterer Fragestellungen zu den wirklich kritischen Feldern der Politik, so etwa zur Zuwanderungskrise. Die Zustimmung zum Umgang mit Flüchtlingen reicht da nicht aus .Einzubeziehen wären die Umfragen zu umstrittenen Entscheidungen der Regierung aus den  letzten Jahren.
Weitere Schwierigkeit: Man braucht eine Analyse der floatierenden Wähler, hier insbesondere der SPD-Wähler, die zur CDU gegangen sind sowie der Nichtwähler , die zur CDU bzw. FDP gegangen sind.
Es fehlen übrigens auch Daten zum Komplex Ralf Stegner und die linke SPD in SH, sicherlich ein Thema der CDU-Opposition im Wahlkampf, aber nicht der zugänglichen Umfragen.
Ein weiteres Dilemma wird sich wohl nicht leicht lösen lassen, nämlich wie kommen wir, die Wähler, zu Wahlumfragen mit für die jeweiligen Auftraggeber „unangenehmen“ Fragen.

Wie sieht es mit der Aussagekraft der verfügbaren Umfragewerte aus?

Welchen Erklärungswert haben die geringen Kompetenzzuweisungen für die Regierung in Fragen des Straßenverkehrs28(SPD)/45(CDU) oder der Kriminalität 28/45(CDU)),Bildung 36/38(CDU):Es sind jedenfalls gefährliche Werte für die Regierung. Sie erlauben aber dennoch nur sehr allgemeine Schlüsse.
Selbst der Einbruch der Direktwahlwerte Albigs im Vergleich mit seinem CDU-Konkurrenten im im April 2017 kann nicht zweifelsfrei zur Erklärung des  schlechten Ergebnisses für die SPD  herangezogen werden, denn ein Rückgang in der heißen Phase der Wahlkämpfe ist bei den Spitzenkandidaten nicht unüblich.. Allerdings waren Albigs Werte immer recht niedrig im Vergleich zu den siegreichen Ministerpräsidenten der letzten Landtagswahlen. Ein Brigitte-Interview des Ministerpräsidenten vom 20.April 2017 für das Absacken der Werte des MP von 55 auf 48 verantwortlich zu machen, wie dies Katarina Barley in der Berliner Runde getan hat, ist ein äußerst zweifelhaftes Unterfangen.
Es gibt übrigens die hier angemahnten differenzierteren Umfrageergebnisse in der Regel in den Regierungszentralen. Möglicherweise hat auch Frau Dr. Merkel einen Umfragenpool besonderer Art.
Man kann z.B. die Wähler oder potentiellen Wähler fragen nach den Gründen ihrer Meinungsänderungen bei der Beurteilung von Personen oder Regierungstätigkeit, und dies über Monate. Man fragt sie auch zu einzelnen Entscheidungen.
Ohne diese Daten kann man auch versuchen, das besondere Profil der Regierungstätigkeit in dem speziellen Bundesland heranzuziehen:
In SH war dies wohl. die Zusammenarbeit eines linken SPD-Verbandes mit eher linken Grünen. Die Machtposition Ralf Stegners gegenüber einem relativ machtlosen Thorsten Albig. Das spezielle Profil in der Zuwanderungsfrage(Verfassungsänderung(Signal für Sinti und Roma), Verzicht auf Abschiebung nach Afghanistan als einziges Bundesland, Unterbringung ausländischer Straftäter in deutschen Gefängnissen anstelle der Abschiebung. Albigs  Äußerung zur Kanzlerkandidatenfrage  in der SPD)
Die eher plakative Kampagne der SH-SPD für soziale Gerechtigkeit ist von der SPD nicht in ihrer Zweischneidigkeit erkannt worden. Viele Wähler der Mitte gehen davon aus , dass weitere soziale Verbesserungen für das untere Drittel der Gesellschaft zu ihren Lasten gehen werden, weil die Politiker sich bisher stets als unfähig erwiesen haben, die „Reichen“ zur Kasse zu bitten.
Ob dieses spezielle Profil  der Regierungstätigkeit in SH und der Wahlkampf der Landes-SPD für die Wechselwähler wahlentscheidend waren, kann  nicht bewiesen werden.
Die Ursachen für die erste Abwahl eines amtierenden Ministerpräsidenten seit Jahren könnten aber hier liegen.
Klare Belege würden allerdings nur Umfragen liefern, die nach der Bedeutung bestimmter Regierungsaktivitäten  und Wahlkampfslogans für die Willensbildung der Bürger fragen.
Außerdem blieb zwangsläufig die verfehlte Wahlkampfstrategie der Bundes-SPD bei der Betrachtung der Wahlergebnisse außer Betracht.
Kann sich übrigens jemand vorstellen, dass Umfragen und Erklärungen, die die Zuwanderungspolitik und Ausländerpolitik als ursächlich für Wahlergebnisse belegen würden,  in den politisch agierenden  angeblichen Mainstream-Medien veröffentlicht würden?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Parlamentarischer Untersuchungsausschuss „Cum-Ex-Steueraffäre“-19.August 2022-Befragung Olaf Scholz

Am 19.August 2022, 13.30 Uhr, tagte der PUA „Cum-Ex-Steuer-Affäre"“ im Plenarsaal der Hamburgischen Bürgerschaft. Heute wird der Kanzle...