Bis
heute ist nicht wirklich klar, warum Olaf Scholz das Risiko einging, den
G20-Gipfel nach Hamburg zu holen.
Viele
Erfahrungen sprachen dagegen:
Die
Hamburger Polizei hatte bisher schon kein Mittel gegen gewalttätige
Ausschreitungen gefunden. Die Machtprobe im Dezember 2013, als 4500
Gewalttätige die Polizei herausforderten, war auch nicht zugunsten der Polizei
ausgegangen. Die jährlichen Maikrawalle
im Schanzenviertel konnten nicht wirklich beherrscht werden.
Die
Erfahrungen der bisherigen G 20-Gipfel sprachen ebenfalls eher dagegen.
Ein
Konzept gegen gewalttätige Randalierer, Brandstifter und Plünderer in
Großstädten gab es nicht, wohl auch nicht im geheimen Gipfel-Strategiepapier
der Hamburger Polizei.
Ich
war gespannt. Wie wollen die das nun machen?
Die
Hamburger Polizei verfolgte zusammen mit den Medien eine Strategie der
Abschreckung.
Zunächst
die Drohung mit schierer Zahl, 20000 Polizisten sollten im Einsatz sein.
Dann
die Berichte über Spezialeinheiten aus verschiedenen Ländern.
Die
hervorragende Ausrüstung der Einsatzkräfte wurde mit Anerkennung herausgestellt.
Die
Beschreibung der Gefahren für Demonstranten, die bei dem Versuch entstehen
würden, Wagenkolonnen mit ihrem wenig zimperlichen Bewachungspersonal auf dem
Weg vom Fughafen zur Innenstadt zu blockieren.
Knapp
vor dem Gipfel kam die Schusswaffenerlaubnis für das Bewachungspersonal der Staatsgäste hinzu.
Abschreckung
durch die Androhung der massenweisen Identifizierung. Dafür die Einrichtung von
Sammelstellen. Die Identifizierung der Autonomen war bei keiner Demonstration
bisher in größerem Maße gelungen.
Richter
und Staatsanwälte für Vernehmungen, Haftbefehle und Ingewahrsamnahmen.
Die
Darstellung des Einsatzleiters als „harten Hund“. Wobei schwer zu verstehen ist,
dass ein Polizeiführer, der sich an die Gesetze hält, schon als „hart“ gilt.
Wir sind weit gekommen mit der begrifflichen Desinformation. Allerdings müsste
geprüft werden, ob ein Einsatzkonzept der Deeskalation angesichts der versammelten Gewalttäter eine
Alternative hätte sein können.
Ein
cooler Einsatzleiter, der nachts gut schlafen kann. Ein schönes Bild, sicher
auch für die Einsatzkräfte gedacht.
Der
Bürgermeister stellte sich als Einflussreicher Politiker und bundesweiter
politischer Akteur dar, dessen Glauben an das Gelingen nicht zu erschüttern
war.
Das „Null-Toleranz-konzept“
und das Konzept der massenweisen Identifizierung ging bereits am
Vorabend , dem Donnerstag,, daneben, weil man den „schwarzen Block“ nicht
einschließen konnte und der größte Teil über die Hafenmauer entkam. Für massenweise
Festnahmen reichten, wie man schließlich feststellte, übrigens auch die Einsatzkräfte
nicht.
Die
andere Strategie, die Protestbewegung zu einem Fest des friedlichen,
demokratischen Protests, zu einem Anti- Gipfel der bunten Vielfalt zu
stilisieren, hat möglicherweise Aggressionen herausgenommen In diesen Rahmen
passt noch am ehesten die von der CDU –Hamburg und der AfD kritisierte Rhetorik des Bürgermeisters.
Das
von den Medien aufgebaute Leitbild von der bunten
Anti-Gipfel-Demonstrationskultur konnte erwartungsgemäß keine Einbindung
und Befriedung der gewaltbereiten Autonomen erreichen.
Es
sollte zudem näher untersucht werden, ob auch die Anti-Trump-Propaganda der
Medien die Emotionen gegen den Gipfel zusätzlich anheizte und emotional
Gewaltanwendung ein Stück legitimierte.