Donnerstag, 23. September 2010

PUA Kiel: Dr. Martin van Gemmeren

Erster Parlamentarischer Untersuchungsausschuss
der 17. Wahlperiode

43. Sitzung, 20.09. 2010
Vernehmungen von Dr. Martin van Gemmeren, Vorstand der HSH Nordbank

Kiel (dpa) - HSH-Nordbank-Vorstandsmitglied Martin van Gemmeren hat Vorwürfe zurückgewiesen, er habe eine Warnung über drohende Millionenverluste unterdrückt. Van Gemmeren sagte am 20.09. vor dem Untersuchungsausschuss des Kieler Landtags aus. NDR Info hatte berichtet, in der Führung der Bank sei im Herbst 2008 eine Warnung aus der Londoner Filiale für eines der riskanten «Omega»-Geschäfte wochenlang nicht weitergegeben worden.

Der Auftritt des HSH-Nordbank-Vorstandsmitglieds Martin van Gemmeren vor dem Untersuchungsausschuss des Kieler Landtags hat neue scharfe Kritik an Abläufen in dem Institut ausgelöst. Van Gemmeren offenbarte erneut Schwächen im Risikomanagement der Bank, die Schleswig-Holstein und Hamburg als Haupteigentümer 2009 mit Milliardenhilfen retten mussten. Als der damalige Bankchef Hans Berger am 3. November 2008 die Presse über die Lage informierte, habe er noch nichts von Gefahren gewusst, die im Institut bereits bekannt waren, sagte van Gemmeren.

NDR Info hatte berichtet, in der Führung der Bank sei im Herbst 2008 eine Warnung aus der Londoner Filiale für eines der riskanten «Omega»-Geschäfte wochenlang nicht weitergegeben worden. Er habe erst am 3. November 2008 von drohenden Verlusten erfahren, sagte van Gemmeren. Dann seien der heutige Bankchef Dirk Jens Nonnenmacher, damals Finanzvorstand, und am 4. November 2008 der damalige HSH-Chef Berger über diese Warnung unterrichtet worden. Die vom NDR angeführte Warn-E-Mail habe Mitte Oktober ein Mitarbeiter erhalten, nicht er persönlich, erklärte van Gemmeren.

Bis zum 3. November 2008 sei ihm nicht bekannt gewesen, dass bei dem «Omega»-Geschäft Verluste in dreistelliger Millionenhöhe drohten, schilderte der damalige Chef des sogenannten Group Risk Managements. Bis dahin sei man nur von «Abbildungsproblemen» ausgegangen. Laut NDR stand das Geschäft mit 260 Millionen Euro im Minus. Berger war am 3. November 2008 in Kiel nach einer Aufsichtsratssitzung noch ohne Kenntnis des «Omega»-Risikos vor die Presse gegangen. Am 10. November 2008 verkündete er seinen Rücktritt, nachdem die Bank hohe Wertberichtigungen infolge der «Omega»-Geschäfte vornehmen musste; Nonnenmacher stieg vom Finanzvorstand zum Bankchef auf.

Erst am 3. November 2008 mittags hätten bei ihm die Alarmglocken geschrillt, nachdem er das interne Memo erhalten habe, schilderte van Gemmeren. Dann habe er umgehend Nonnenmacher informiert. Bis dato habe es um die Transaktion nur eine «formale Bewertungsfrage» gegeben, aber keine materielle. Anhand der dann vorliegenden Informationen sei ihm sofort klar geworden, dass die Triple-A-Einstufung einer Agentur für das Kreditgeschäft komplett falsch gewesen sei. Bei besserer Organisation hätten die Revision der Bank und der Kapitalmarktbereich das Risiko erkennen sollen, sagte van Gemmeren.

Die Finanzkrise habe die Schwächen der Bank im Risikomanagement schonungslos offengelegt, sagte van Gemmeren. So habe lange ein zentrales Risikocontrolling ebenso gefehlt wie eine klare Strategie für das sogenannte Kreditersatzgeschäft. Das «nicht angemessene» Risikomanagement habe zu Verlusten geführt. Inzwischen seien die Strukturen deutlich verbessert worden. Die Umstrukturierung sei weiterhin erfolgreich, der insgesamt positive Ergebnistrend habe sich im laufenden Jahr verstetigt, sagte van Gemmeren. Ab 2011 könne die Bank wieder profitabel und 2012 wieder «dividendenfähig» sein. «Die aktuelle Liquiditätssituation ist stabil für die HSH Nordbank.»

(Bericht Landtag Kiel)

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