Mittwoch, 25. September 2013

Verfahren gegen ehemalige Vorstandsmitglieder der HSH Nordbank Sitzung am 14.8.2013 vor dem Hamburger Landgericht; Befragung des Zeugen Marc Schack, damals London Branche


Da ich seit 2009 rund 100 Posts zum PUA HSH Nordbank verfasst habe,  hatte ich das Interesse, auch einmal eine Verhandlung gegen die Ex-HSH-Nordbank-Vorstände vor dem Landgericht zu besuchen.
Ich hatte zunächst erwogen, meinen Laptop mitzunehmen, es dann aber gelassen. Ein richtiger Entschluss, denn  als erstes erfuhr ich von einem Medienvertreter, dass  die Verwendung von Laptops nicht erlaubt ist. Die wenigen Journalisten schrieben, mich ausgenommen, während der Verhandlung nicht mit. Das fand ich bemerkenswert.
Übrigens hatten die Anwälte der Angeklagten und einige der Angeklagten selbst einen Laptop auf dem Tisch, der anscheinend die Anklageschrift, Dokumente wie den internen Email-Verkehr der HSH Nordbank, Zeugenaussagen, Vernehmungsprotokolle( u.a.Sanchez) etc. enthielt.
Als erstes ermittelte ich in der ersten Pause, wer denn der junge Mann ist, der als einziger an einem Tisch vor den Journalistenreihen sitzen durfte und eifrig mitschrieb bzw. mitstenographierte. Es war ein Mitarbeiter der HSH Nordbank, der dort mit Sondererlaubnis des Gerichts arbeitete.
In der Mitte des Raums saßen die 6 Beschuldigten und ihre Anwälte. Es gibt 9 Anwälte. Es geht schließlich auch  um einiges.
Das Gericht ist mit drei Berufsrichtern besetzt, dazu kommen Schöffen. Des weiteren ein Ergänzungsrichter und ein Ersatzschöffe.
In dieser Sitzung führten der Vorsitzende Dr.Tully und ein weiterer Richter die Befragungen durch. Der Vorsitzende Richter zeigte sich um ein gutes Klima bemüht. Die Befragung durch die beiden Richter war erkennbar präzise vorbereitet und  drang in die Einzelheiten des Arbeitsprozesses vor.
 Die Arbeitssituation in der Analyse-Abteilung Schacks wurde transparent gemacht.
Zusammengefasst: Die Stressreiche Arbeitssituation vor Weihnachten 2007, in der mehrere Millionenschwere Projekte nebeneinander bearbeitet wurden, „Omega 55“, „Ruby“, „St.Pankras“ , Projekte auf Eis gelegt wurden und wieder aufgenommen wurden, sich Abteilungen der HSH Nordbank nicht einig waren, viele Bewertungsunterschiede auftauchten. Die Rechtsabteilung hatte  jedenfalls Bedenken gegen Omega 55, so dass Anfang 2008 Bank-intern eine „Hexenjagd“ nach den Schuldigen für „Omega 55“ einsetzte.
Die Schacksche E-mail , in der er die Arbeitssituation vor Weihnachten sehr negativ und drastisch zusammenfasste, wurde  naturgemäß von  Staatsanwälten und Verteidigern sehr unterschiedlich eingeschätzt:
“Das ist wirklich verückt. Die Bank schließt eine Transaktion ab, ohne sie verstanden zu haben und noch verrückter — der einzige Jurist geht zu den Spice Girls und der Leiter “Origination” vergnügt sich auf einem langen “Geschäftsessen” mit Wein. Und wir haben nur noch drei Tage Zeit, um drei Geschäfte abzuschließen. Bin ich irre oder läuft hier was falsch?” (E-Mail Marc Schack v.18.12.2007 an zwei Mitarbeiter)
Die Arbeitssituation der Abteilung Schacks wird dann  für die Angeklagten brisant, wenn man sie im Zusammenhang mit den abenteuerlichen strukturellen Defiziten der internen Organisation der HSH Nordbank in Verbindung sieht, die bereits in den PUA´s zum HSH Nordbank-Skandal in Hamburg und Kiel herausgearbeitet worden sind.
Da im Dezember 2007 bereits von einem Börsengang nicht mehr ernsthaft gesprochen werden konnte , stellte sich die Frage nach dem Motiv für die hektischen  Milliardenschweren Aktionen noch schärfer: War es wirklich nur die Verbesserung der Eigenkapitalsituation, ein drohender Abstieg im Ranking bei den  Ratingagenturen oder zielten diese Geschäfte einfach nur  auf höhere Boni?
Das größte Problem für die Angeklagten und ihre Anwälte wird sein, dass die Rechtsauslegung durch die Finanzkrise und die kritische öffentliche Diskussion normativ erheblich beeinflusst sein dürfte, insbesondere das langjährige Wohlwollen von Gutachtern und Richtern bei der Auslegung des Untreueparagraphen verflogen sein dürfte.
Dies betrifft auch die Erklärung von Prof. Nonnenmacher in einer späteren Sitzung, der sich völlig im „alten Denken“ der damaligen Investmentbanker  befangen zeigte. Dieses Denken war mitursächlich für die Finanzkrise, die der gesamten westlichen Welt unglaublichen Schaden zugefügt hat.
Übrigens sollte die Konzentration auf Omega 55 nicht vergessen machen, dass noch Papiere in Höhe von 50 Milliarden  Euro in der Bad Bank der HSH Nordbank schlummern. Wer trägt eigentlich dafür die Verantwortung?
Bei schlechter Entwicklung könnten diese Risiken nach wie vor ganze Bundesländer ruinieren.

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