Da ich seit 2009 rund 100 Posts
zum PUA HSH Nordbank verfasst habe,
hatte ich das Interesse, auch einmal eine Verhandlung gegen die
Ex-HSH-Nordbank-Vorstände vor dem Landgericht zu besuchen.
Ich hatte zunächst erwogen,
meinen Laptop mitzunehmen, es dann aber gelassen. Ein richtiger Entschluss,
denn als erstes erfuhr ich von
einem Medienvertreter, dass die
Verwendung von Laptops nicht erlaubt ist. Die wenigen Journalisten schrieben,
mich ausgenommen, während der Verhandlung nicht mit. Das fand ich
bemerkenswert.
Übrigens hatten die Anwälte der
Angeklagten und einige der Angeklagten selbst einen Laptop auf dem Tisch, der
anscheinend die Anklageschrift, Dokumente wie den internen Email-Verkehr der
HSH Nordbank, Zeugenaussagen, Vernehmungsprotokolle( u.a.Sanchez) etc.
enthielt.
Als erstes ermittelte ich in der
ersten Pause, wer denn der junge Mann ist, der als einziger an einem Tisch vor
den Journalistenreihen sitzen durfte und eifrig mitschrieb bzw.
mitstenographierte. Es war ein Mitarbeiter der HSH Nordbank, der dort mit
Sondererlaubnis des Gerichts arbeitete.
In der Mitte des Raums saßen die
6 Beschuldigten und ihre Anwälte. Es gibt 9 Anwälte. Es geht schließlich
auch um einiges.
Das Gericht ist mit drei
Berufsrichtern besetzt, dazu kommen Schöffen. Des weiteren ein
Ergänzungsrichter und ein Ersatzschöffe.
In dieser Sitzung führten der
Vorsitzende Dr.Tully und ein weiterer Richter die Befragungen durch. Der
Vorsitzende Richter zeigte sich um ein gutes Klima bemüht. Die Befragung durch
die beiden Richter war erkennbar präzise vorbereitet und drang in die Einzelheiten des
Arbeitsprozesses vor.
Die Arbeitssituation in der Analyse-Abteilung Schacks wurde
transparent gemacht.
Zusammengefasst: Die Stressreiche
Arbeitssituation vor Weihnachten 2007, in der mehrere Millionenschwere Projekte
nebeneinander bearbeitet wurden, „Omega 55“, „Ruby“, „St.Pankras“ , Projekte
auf Eis gelegt wurden und wieder aufgenommen wurden, sich Abteilungen der HSH
Nordbank nicht einig waren, viele Bewertungsunterschiede auftauchten. Die
Rechtsabteilung hatte jedenfalls
Bedenken gegen Omega 55, so dass Anfang 2008 Bank-intern eine „Hexenjagd“ nach
den Schuldigen für „Omega 55“ einsetzte.
Die Schacksche E-mail , in der er
die Arbeitssituation vor Weihnachten sehr negativ und drastisch zusammenfasste,
wurde naturgemäß von Staatsanwälten und Verteidigern sehr
unterschiedlich eingeschätzt:
“Das ist wirklich verückt. Die Bank schließt eine Transaktion ab, ohne sie verstanden zu haben und noch verrückter — der einzige Jurist geht zu den Spice Girls und der Leiter “Origination” vergnügt sich auf einem langen “Geschäftsessen” mit Wein. Und wir haben nur noch drei Tage Zeit, um drei Geschäfte abzuschließen. Bin ich irre oder läuft hier was falsch?” (E-Mail Marc Schack v.18.12.2007 an zwei Mitarbeiter)
“Das ist wirklich verückt. Die Bank schließt eine Transaktion ab, ohne sie verstanden zu haben und noch verrückter — der einzige Jurist geht zu den Spice Girls und der Leiter “Origination” vergnügt sich auf einem langen “Geschäftsessen” mit Wein. Und wir haben nur noch drei Tage Zeit, um drei Geschäfte abzuschließen. Bin ich irre oder läuft hier was falsch?” (E-Mail Marc Schack v.18.12.2007 an zwei Mitarbeiter)
Die Arbeitssituation der
Abteilung Schacks wird dann für
die Angeklagten brisant, wenn man sie im Zusammenhang mit den abenteuerlichen
strukturellen Defiziten der internen Organisation der HSH Nordbank in Verbindung
sieht, die bereits in den PUA´s zum HSH Nordbank-Skandal in Hamburg und Kiel
herausgearbeitet worden sind.
Da im Dezember 2007 bereits von
einem Börsengang nicht mehr ernsthaft gesprochen werden konnte , stellte sich die Frage nach dem Motiv
für die hektischen
Milliardenschweren Aktionen noch schärfer: War es wirklich nur die
Verbesserung der Eigenkapitalsituation, ein drohender Abstieg im Ranking bei
den Ratingagenturen oder zielten
diese Geschäfte einfach nur auf
höhere Boni?
Das größte Problem für die
Angeklagten und ihre Anwälte wird sein, dass die Rechtsauslegung durch die
Finanzkrise und die kritische öffentliche Diskussion normativ erheblich
beeinflusst sein dürfte, insbesondere das langjährige Wohlwollen von Gutachtern und Richtern bei der Auslegung des Untreueparagraphen verflogen sein dürfte.
Dies betrifft auch die Erklärung
von Prof. Nonnenmacher in einer späteren Sitzung, der sich völlig im „alten
Denken“ der damaligen Investmentbanker
befangen zeigte. Dieses Denken war mitursächlich für die Finanzkrise,
die der gesamten westlichen Welt unglaublichen Schaden zugefügt hat.
Übrigens sollte die Konzentration
auf Omega 55 nicht vergessen machen, dass noch Papiere in Höhe von 50
Milliarden Euro in der Bad Bank der HSH Nordbank schlummern. Wer trägt eigentlich dafür die Verantwortung?
Bei schlechter Entwicklung
könnten diese Risiken nach wie vor ganze Bundesländer ruinieren.
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