Mittwoch, 31. Oktober 2012

Wie steht es mit Demokratie, Transparenz und Diskussion bei den Freunden der Hamburger Kunsthalle?


Am 1.11.2012, 18.00 Uhr, findet wieder die Jahresversammlung der Freunde der Hamburger Kunsthalle im Anita Rée -Raum statt.
Der Verein hat etwa 17000 Mitglieder und ist damit einer der mitgliedsstärksten Vereine der Stadt. Auf der Versammlung des Jahres 2010 waren ca. 70 Mitglieder anwesend. Zu erwarten sind also ca. 0,4-0.5  Prozent der Mitglieder. Bei einem Verein von 200 Mitgliedern wäre dann  zum Vergleich ein Mitglied anwesend.
Der Bericht des Vorsitzenden lag auf der Versammlung aus wie auch der Rechnungsabschluss, damals für das Jahr 2009. Auf der morgigen Sitzung steht also das Jahr 2011 zur Diskussion.
Diese mangelnde Aktualität muss für irgend jemanden Sinn machen. Es kann eigentlich nur das Interesse des Vorstands sein, wenn ihm an möglichst wenig Präsenz der Mitglieder liegt. Die wenigen anwesenden  Vereinsmitglieder dürfen dann auch noch über einen „alten Hut“ diskutieren.
Nur wenige Profis können  die Tischvorlagen dieses/eines  Vereins aus dem Stand diskutieren. Selbst diese sind dann vorsichtig, weil eine kritische Würdigung mit höheren Risiken belastet ist,  Dem Vorstand sind die Zahlen und Probleme bereits seit Monaten bekannt. Er dürfte bereits die Besucherzahlen der ersten drei Quartale 2012 auf dem Tisch haben. Das Programm für 2012 ist dann auch schon gelaufen.
Bemerkenswert an der Versammlung war für mich:
-die geringe Teilnahme der Mitglieder
-Vorstandsmitglieder, ausgenommen der Vorsitzende Dr. Ekkehard Nümann, nahmen an der Diskussion kaum teil(„bloß keine Pferde scheu machen“)
-die Diskussion beherrschte ein Teilnehmer mindestens über die Hälfte der Zeit mit einem Thema, das gar nicht auf der Tagesordnung stand. Es ging um den Standort einer Skulptur.
Der Vorsitzende ließ dem Mann  merkwürdigerweise Spielraum. Ich dachte: den hat doch jemand bestellt.
-es gab eigentlich keine erkennbare Kontroverse, weder zur Ausstellungsplanung der Kunsthalle oder ihrer Lage, noch zur Anschaffungspolitik, noch zu den Besucherzahlen, noch  zu den kulturpolitischen Aktivitäten der Vereinsführung, noch zum Programm der Freunde der Kunsthalle
-die Sitzordnung des Vorstands glich im Kleinen der von chinesischen Parteitagen: alle Vorstandsmitglieder in einer Reihe etwas erhöht, nur dass es viel mehr weibliche Vorstandsmitglieder gab.
-es gab zu Rechnungslegung, Vorstandsbericht oder Einlassungen des Kunsthallendirektors keine Kritik
-viele Mitarbeiter der Freunde und der  Hamburger Kunsthalle nahmen teil. Sie dürften im Falle von Kontroversen fast die Mehrheit stellen oder wesentlich zu ihr beitragen.
Wenn es um Kunst oder Kunsthalle geht, müsste es doch mindestens so viele Kontroversen wie beim HSV geben. Aber Fehlanzeige.
Interessierte Freunde der Kunsthalle sollten Hubertus Gaßner an seine Berliner Zeit erinnern, als er dort aktives Mitglied der „Neuen Gesellschaft für bildende Kunst „ (NGBK) war. In der NGBK prägten basisdemokratische Elemente  die Kunstvereinsarbeit, auch gerade die Ausstellungsarbeit. Dann müsste noch der seit 1989 amtierende Vorsitzende  Dr. Nümann vor seinem 25-jährigen Jubiläum auf einen neuen Weg gebracht werden.
Vielleicht war 2010 ein Ausrutscher und in 2011 und 2012 war alles besser?
Übrigens gibt es auch die Möglichkeit der Vereinsarbeit nach dem Beispiel einer so ehrenwerten Organisation wie Greenpeace, die nach Satzung klar von oben nach unten durchstrukturiert ist.


Montag, 29. Oktober 2012

Eröffnung der Reinhart-Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle: zwei Dichterfürsten, zwei Landschaftsmaler und zwei Ausstellungen




Die Eröffnungsveranstaltung am 25.10.2012, 19.00 Uhr, vor dem Kupferstichkabinett war gut besucht. Kulturpolitisch wurde es erst bei der Vorstellung des neuen Geschäftsführers interessant: Er will mehr Besucher-wie alle, aber ist es ihm angesichts der Kassenlage  auch zuzutrauen?
Über die Eröffnungsveranstaltung wurde  kaum in den Medien berichtet.

 Der Kurator  der Ausstellung, Dr. Stoltzenburg, bekam zu wenig Zeit eingeräumt, zeigte aber dennoch in seinem Hauptvortrag seine beachtliche Kennerschaft, was ihm am besten gelang, wenn er sich vom Blatt löste und frei ergänzte. Für einen Kurator ist es verständlicherweise eine ganz große Sache, ein wenig an der Kunstgeschichte mitzuschreiben.
 Reinhart sei ein in Deutschland und auch sonst noch nicht hinreichend gewürdigter Künstler und habe eine Ausstellung verdient, die seinen kunstgeschichtlichen Stellenwert angemessen hervorhebt.
Reinhart zog jedenfalls seit 1789  bis zu deinem Tod  1847 das Leben und Arbeiten in Rom, dem Arbeiten unter den „deutschen“ Verhältnissen vor, auch wenn  dies finanziell  weniger einträglich war. Reinhart wurde dennoch Hofmaler in München und hatte adlige Interessenten für seine Bilder, bekam , wenn auch relativ spät, eine Pension.

Andreas Stoltzenburg wollte Reinhart sogar als kritischen, freiheitsliebenden Geist verstehen, der in den Anfängen Anhänger der Französischen Revolution gewesen sei, dann jedoch zunehmend auf Distanz ging. Er beschrieb anschaulich die Konflikte mit Historienmalern, den „langhaarigen“ Nazzarenern und den Kunstkritikern, wobei er für den romantischen Landschaftsmaler „Partei ergriff“.
 Zur weiteren Würdigung des Werks  und des künstlerischen Stellenwerts von Reinhart sei auf den gewichtigen Katalog verwiesen.
Allerdings:
Ein Paar Karikaturen gegen Kunstkritiker wie Dr. Ludwig Schorch, Kunst-Blatt, oder Historienmaler machen aus Reinhart noch keinen politisch-kritischen Geist. Die Darstellung Lord Bristols, eines Kunstmäzens, als „porco centauro“ folgte auf eine Beleidigung Reinharts durch den Lord.. Die  Karikatur  „Der Zeitungsleser“ stammt jedoch nicht von ihm.
Seine Kritik an Rückerts  anti-napoleonischen Sonetten von 1814  in einer Karikatur von 1817/18 kann man historisch auch anders zuordnen, als dies im Katalog geschieht.
Stand Reinhart eigentlich auf der Seite der demokratischen Bewegung im deutschen Vormärz? Diese Frage griff der Kurator nicht auf.

Die großzügigen Ausstellungsräume in der Kunsthalle, die Hängung der über 30 Bilder, aber auch allein die Zusammenführung der Werke  schaffen für den Betrachter den Eindruck eines beachtlichen und weit gespannten künstlerischen Werkes: Zeichnungen , Radierungen, Karikaturen  und eben dreißig der vierzig, z.T. großformatigen Bilder Reinharts.


 Ist die Reihe der Kunsthalle „Landschaft um 1800“, die  mit den Werken  Jakob Philipp Hackerts , eines Freunds Goethes, 2008 begann, und jetzt mit Reinhart, einem Freund Schillers, fortgesetzt wird, ein überzeugendes Angebot an die Stadt oder doch nur etwas für wenige Liebhaber? 
Am Sonntagnachmittag war die Ausstellung nur gering besucht, was noch nichts heißen muss.
Um die zwei Pärchen, jeweils Dichterfürst und Landschaftsmaler,  didaktisch gekonnt zu unterstreichen, zauberte  Prof. Hubertus Gaßner, zunächst bei seinen Einführungssätzen  die  Köpfe der Dichterfürsten als Salz- und Pfefferstreuer unter dem Rednerpult hervor. Ein gelungener Gag  für das Auditorium vor dem Kupferstichkabinett.
Stefan Brandt,36, der  wiederum  im Rahmen der Ausstellungseröffnung  Gelegenheit bekam, sich persönlich vorzustellen, betonte sehr klar die Gleichberechtigung mit dem Kunsthallendirektor Gaßner,62.
 Dr. Brandt gab ein kulturpolitisch wichtiges Ziel seiner Arbeit bekannt, das allerdings fast zum Pflichtprogramm jeden neuen Geschäftsführers oder Direktors gehört: Er will die Besucherzahlen der Kunsthalle erhöhen, wie ihm das schon mit der Oper in Frankfurt gelungen sei.
Die Zahlen von  2011 seien trotz der Runge-Ausstellung mit 350000 zu niedrig gewesen.
Allerdings können wir angesichts von Brandts Werdegang die Hürde etwas höher legen, denn schließlich hat die Kunsthalle auch schon,  es war 2007, über 500 000 gelegen, was die hinsichtlich der Besucherzahlen  besten Häuser in Deutschland regelmäßig  zu erreichen scheinen.
Die Stiftungs-Doppelspitze  ist damit stark gefordert.

Samstag, 27. Oktober 2012

Hörwerk & Kunstwerk. Musik im Makartsaal der Kunsthalle Hamburg - 18.10.2012



Eine Verbindung zwischen den Künsten herzustellen wirkt stets sehr ambitioniert. Den Anspruch einzulösen fällt dagegen nicht leicht.
Die Kunsthalle stellt für dieses Unterfangen der „Franz Wirth Gedächtnis-Stiftung  zur Förderung des musikalischen Nachwuchses Hamburg“ den Makartsaal zur Verfügung.
Dies ist nicht selbstverständlich, da jede „Fremdveranstaltung“ eine Herausforderung für die Sicherheitskräfte der Kunsthalle darstellen dürfte. Man erinnere sich als Extremfall nur an den Tag der Museen, an dem der Giacometti abhanden kam.
Wenn also die Kunsthalle einen ihrer Ausstellungsräume zur Verfügung stellt, dann muss dahinter schon einer der Großen der Kunst- und Musikszene Hamburgs  stehen. Und genauso war es: Hermann Rauhe, langjähriger Präsident der Hamburger Hochschule für Musik und Theater, ist Mitglied im Vorstand der  Franz Wirth-Stiftung.
Bleibt noch die Frage, wer liefert den  „kunsttheoretischen Überbau“ für diese Veranstaltungsreihe, die möglicherweise auch dem Image der Kunsthalle förderlich sein  könnte.
Es war nach kurzer  Begrüßung durch Prof. Hubertus Gaßner der neue Geschäftsführer der Hamburger Kunsthalle Dr. Stefan Brandt, dem damit auch gleich Gelegenheit gegeben wurde, sich persönlich vorzustellen. Und in der Tat ist dieser promovierter Musikwissenschaftler.
Seine  Ausführungen zur Grundlegung der Veranstaltungsreihe waren eher ein wenig locker und  feuilletonistisch mit Verweisen auf Bilder gerade des Makartsaals, darunter  das Bild von Ludwig Knaus  „Der Leierkastenmann“(1869).
 Hermann Rauhe fiel wiederum eine andere Aufgabe zu, in der er in Hamburg wohl immer noch konkurrenzlos ist, nämlich für die Vermittlung von Musikbegeisterung  und  für das begeisterte Lob von Künstlerinnen oder auch Hochschullehrern „seiner“ Musikhochschule, von denen er überzeugt ist. Hier waren es nun  drei Nachwuchskünstlerinnen seiner ehemaligen Hochschule.
Einer der Herren verwies noch darauf, dass der Makartsaal nicht gerade eine hervorragende Akustik habe.
Dafür aber hört man die Musik direkt unter den Lanzen der spanischen Pikeniere auf Makarts Bild „Der Einzug Karl V. in Antwerpen“, übrigens der Landtruppen, die in der reconquista Kastilien und später Spanien in Europa über Jahrhunderte zu Land so erfolgreich machten.
Nora Friedrichs, Sopran, Ana Miceva, Klavier, und Daria Mitina, Klavier, bestritten das durchaus anspruchsvolle Programm erfolgreich und fanden beim Publikum deutlich erkennbar Akzeptanz und Begeisterung.

Ich hoffe, dass die Franz Wirth-Stiftung auch noch einige Herren in ihrem Förderprogramm hat, sonst könnte der Eindruck entstehen, sie habe eine künstlerisch natürlich voll begründete Vorliebe für junge und attraktive Künstlerinnen. 
Übrigens  soll hier erwähnt werden, dass mit den „Bildbeschreibungen“, einer Veranstaltungsreihe von  Hubertus Gaßner  und Rainer Moritz, Literaturhaus Hamburg, in 2009 schon ein „Künste-übergreifender“ Versuch unternommen wurde.
Zu hoffen bleibt, dass die Veranstaltungsreihe an jedem 3.Donnerstag im Monat auch von den Freunden der Kunsthalle stärker als beim ersten Mal angenommen wird.



Freitag, 19. Oktober 2012

Personelle Konsequenzen des großen Grundschultests 2011 in Hamburg?


Als Kommentar zu einem Artikel der Hamburger Morgenpost findet sich  die Stellungnahme eines ehemaligen Hamburger Schulleiters, der die generelle Ablehnung von Tests ohne methodische Argumente speziell zu dieser Untersuchung vorträgt, wie sie die  Hamburger GEW seit Beginn der empirischen Untersuchungen in Hamburg  und der Pisa-Untersuchungen stets vorgetragen hat.
Es sind die Rückzugsgefechte der pädagogischen Akteure in Hamburg, die mit ihren pädagogischen Ansätzen in der Realität der Hamburger Schulen gescheitert sind. Das gilt übrigens nicht nur für ihren Ansatz einer Pädagogisierung des gesamten Schulsystems, mit dem sie insbesondere die Gymnasien erreichen wollten. Die dabei angestrebten und hoffentlich auch erreichten methodischen Verbesserungen sind dem Gymnasialunterricht sicherlich zu Gute gekommen. Sie wurden mit gewaltigem Einsatz  und intensiven Fortbildungsmaßnahmen für gesamte Gymnasialkollegien durchgezogen.
Dabei wurden fachdidaktische Konzepte  von Fortbildung  auch für die Gymnasien völlig beiseite gedrängt und auch ihrer organisatorischen Basis im damaligen  Institut  für Lehrerfortbildung beraubt.
Der Witz  des großen Grundschultests 2011: Die Anhänger der flächendeckenden „Pädagogisierung“ der weiterführenden Schulen erleiden in ihrem ureigensten Feld, der Grundschulpädagogik eine schwere Niederlage, wenn der Unterricht bei Mathematik-Fachlehrern der Grundschulen wirklich so viel erfolgreicher ist als bei den „pädagogischen Allroundern“. Hamburg hatte beim fachfremden Mathematikunterricht in der Grundschule mit 48 Prozent den Spitzenplatz und bei den Ergebnissen den drittletzten Platz unter sechzehn Bundesländern.
Übrigens müssen die Ergebnisse dieses Tests nun endlich einmal personelle Konsequenzen haben: die Verantwortlichen müssen ihre Funktionen verlieren, Schulaufsichtsbeamte und Schulleiter  sollten wieder die Chance erhalten, „hart am Kind“  ihre dort hoffentlich größeren Fähigkeiten zum Tragen zu bringen. Wenn die Schulinspektion auf diese Schwächen nicht hingewiesen hat, sollte sie personell  umbesetzt werden und einen anderen, erweiterten Auftrag erhalten.
Die Fachdidaktik muss ihren angemessenen Platz erhalten.
Ständige Hiobsbotschaften aus dem Hamburger Schulsystem  und die Funktionsträger sitzen weiter warm und trocken auf ihren gut besoldeten Stellen! Das ist ein Teil der  Hamburger Misere.
Nun sollten wir  die Schonung auch auf einem anderen Feld beenden: Die Grundschullehrerinnen in Hamburg, etwa 80 Prozent weibliche Lehrkräfte, versagen offensichtlich oder setzen die Rahmenbedingungen nicht durch, die ihnen ein besseres Arbeiten ermöglichen würden. Sie sind übrigens, soweit ich sehe, bundesweit die am besten bezahlten Lehrerinnen für die Grundschule.
Die Frankfurter Rundschau brachte übrigens eine lesenswerte ausführliche Darstellung der Grundschulstudie 2011.

Mittwoch, 10. Oktober 2012

Der große Grundschultest 2011: Hamburgs drittletzter Platz


Der drittletzte Platz für Hamburg  beim Grundschultest 2011 vor den anderen Stadtstaaten. Bayern ganz vorn. Das lässt für die Zukunft wenig Gutes erwarten.
Diesmal können die Ergebnisse wieder einmal nicht schön gerechnet werden, was merkwürdigerweise bisweilen das deutliche Bestreben eines Teils der hanseatischen Presse ist, allen voran des Hamburger Abendblatts.
Eigentlich haben wir seit langen Jahren bei PISA, IGLU ,TIMSS  und in Hamburg schon vorher mit den Lernausgangslagenuntersuchungen im Prinzip ähnliche Befunde und dieselben Antworten der Politiker, die offensichtlich die Ist-Situation nicht wirklich verändern wollen oder können.
Wenn Marianne Demmer vom deutschen Lehrerverband in Bild zum Grundschulbericht 2011 erklären kann, es fehle eine ordentliche Ursachenforschung, dann fragt sich der Bürger, in welchem Tollhaus dies alles  seit Jahren  in aller Ruhe abläuft.
Auf einer Seite berichtet das Abendblatt mit großem Bild des Schulsenators, aber es kommt kein  einziger Lösungsvorschlag. Es sei denn man wollte die  eindimensionale Stellungnahme der Fraktionsvorsitzenden der Linken in der Hamburger Bürgerschaft, Schule müsse Spaß bringen, als solche werten. Dieses Versatzstück der bildungspolitischen Debatte wird schon seit mehr als zwanzig Jahren mit Begeisterung präsentiert.
Dann kündigte die Schulbehörde denn doch an, sie wollte mehr Mathe-Lehrer in der Grundschule einsetzen. Wo kommen die bloß so plötzlich her?
Dabei kann man die schwache Position der Stadtstaaten nicht einmal von der Farbe der dortigen Regierungen abhängig machen: in Bremen  und Berlin  die  SPD in den letzten zehn Jahren mit wechselnden Koalitionen, in Hamburg von 2001 bis 2010 CDU- oder CDU-geführte Regierungen.
Der Hamburger Schulsenator ist in diesem Fall zunächst aus dem Schneider, weil ihm Ergebnisse von 2011 noch nicht angelastet werden können.

Freitag, 5. Oktober 2012

Was ist politisch relevant in Hamburg?



Dass  der Spiegel in Sachen HSH Nordbank nach den Beratungen der Bürgerschaft  am 26.9.2012 nachfasst und damit dann am Sonntag in Hamburg herauskommt, ist für das Wochenmagazin normale Praxis. Dass er diesen Bericht über die Lage der HSH Nordbank bringt, zeigt schon Gespür für politische Relevanz. Dass er sich dabei auf ein vertrauliches Papier der Bank beruft, zeigt, was der Spiegel alles  an Informationen beschaffen kann oder einfach nur zugespielt bekommt.
Etwas schwächer ist dann die finanzpolitische Einordnung: Wenn es stimmt, dass  der Vorstand  jetzt das Risiko für das Ziehen einer ersten Tranche  der Bürgschaft mit 51 Prozent bezeichnet hat, dann muss man wissen, dass dieses Risiko zum Zeitpunkt der „Rettung“ der Bank 2009  von Sachverständigen bei der Anhörung, bei der ich dabei war, mit 40 Prozent eingeschätzt wurde.
Diese Veränderung zu bewerten fällt schwer, wenn man die entsprechenden Daten und Berechnungsverfahren nicht kennt. Sie wäre allerdings gravierend, da in 2009 die Situation der Bank schließlich so kritisch war, dass sie eine „Rettung“ mit 3 Milliarden Kapital und 7 Milliarden Bürgschaft auslöste.
Anders ist die Berichtsleistung unserer tagesaktuellen Medien über diese Bürgerschaftssitzung zu sehen:
Das Hamburger Abendblatt bringt erst Anfang der Woche das Dementi der Bank zum Spiegel-Bericht.
Bei der Berichterstattung ging unsere Tagespresse einfach so vor: Was die Bürgerschaft vorn auf die Tagesordnung setzt, ist relevant. Das sind ein Paar stadtaktuelle Geschichten und der Armutsbericht, der immer wieder mit viel emotionalem Aufwand und meist folgenlos diskutiert wird.
Das Wichtige kam diesmal aber erst nach 21.00 Uhr am 26.9.2012: Es war die Debatte über die Lage der HSH Nordbank und die Entscheidung über die Novellierung des Gesetzes über die Hochschule der Polizei in erster und zweiter Lesung und ohne Diskussion an einem Tage. Siehe meine Posts von 00.10 Uhr am 27.9.2012 und um ca. 12.00 Uhr dieses Tages auf meinem „HamburgBlog-Politik“.
Wenn die Tagesordnung weiter so gestaltet wird, müssen demnächst die  Parlamentsberichterstatter ihre Arbeitszeit verändern. Oder waren sich die “politischen Köpfe“ aller Seiten einig, dass man die beiden Themen  am Ende aussparen sollte?

Parlamentarischer Untersuchungsausschuss „Cum-Ex-Steueraffäre“-19.August 2022-Befragung Olaf Scholz

Am 19.August 2022, 13.30 Uhr, tagte der PUA „Cum-Ex-Steuer-Affäre"“ im Plenarsaal der Hamburgischen Bürgerschaft. Heute wird der Kanzle...