Freitag, 5. Oktober 2012

Was ist politisch relevant in Hamburg?



Dass  der Spiegel in Sachen HSH Nordbank nach den Beratungen der Bürgerschaft  am 26.9.2012 nachfasst und damit dann am Sonntag in Hamburg herauskommt, ist für das Wochenmagazin normale Praxis. Dass er diesen Bericht über die Lage der HSH Nordbank bringt, zeigt schon Gespür für politische Relevanz. Dass er sich dabei auf ein vertrauliches Papier der Bank beruft, zeigt, was der Spiegel alles  an Informationen beschaffen kann oder einfach nur zugespielt bekommt.
Etwas schwächer ist dann die finanzpolitische Einordnung: Wenn es stimmt, dass  der Vorstand  jetzt das Risiko für das Ziehen einer ersten Tranche  der Bürgschaft mit 51 Prozent bezeichnet hat, dann muss man wissen, dass dieses Risiko zum Zeitpunkt der „Rettung“ der Bank 2009  von Sachverständigen bei der Anhörung, bei der ich dabei war, mit 40 Prozent eingeschätzt wurde.
Diese Veränderung zu bewerten fällt schwer, wenn man die entsprechenden Daten und Berechnungsverfahren nicht kennt. Sie wäre allerdings gravierend, da in 2009 die Situation der Bank schließlich so kritisch war, dass sie eine „Rettung“ mit 3 Milliarden Kapital und 7 Milliarden Bürgschaft auslöste.
Anders ist die Berichtsleistung unserer tagesaktuellen Medien über diese Bürgerschaftssitzung zu sehen:
Das Hamburger Abendblatt bringt erst Anfang der Woche das Dementi der Bank zum Spiegel-Bericht.
Bei der Berichterstattung ging unsere Tagespresse einfach so vor: Was die Bürgerschaft vorn auf die Tagesordnung setzt, ist relevant. Das sind ein Paar stadtaktuelle Geschichten und der Armutsbericht, der immer wieder mit viel emotionalem Aufwand und meist folgenlos diskutiert wird.
Das Wichtige kam diesmal aber erst nach 21.00 Uhr am 26.9.2012: Es war die Debatte über die Lage der HSH Nordbank und die Entscheidung über die Novellierung des Gesetzes über die Hochschule der Polizei in erster und zweiter Lesung und ohne Diskussion an einem Tage. Siehe meine Posts von 00.10 Uhr am 27.9.2012 und um ca. 12.00 Uhr dieses Tages auf meinem „HamburgBlog-Politik“.
Wenn die Tagesordnung weiter so gestaltet wird, müssen demnächst die  Parlamentsberichterstatter ihre Arbeitszeit verändern. Oder waren sich die “politischen Köpfe“ aller Seiten einig, dass man die beiden Themen  am Ende aussparen sollte?

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