Die
Eröffnungsveranstaltung am 25.10.2012, 19.00 Uhr, vor dem Kupferstichkabinett
war gut besucht. Kulturpolitisch wurde es erst bei der Vorstellung des neuen
Geschäftsführers interessant: Er will mehr Besucher-wie alle, aber ist es ihm angesichts der Kassenlage auch zuzutrauen?
Über
die Eröffnungsveranstaltung wurde kaum in den Medien berichtet.
Der
Kurator der Ausstellung, Dr. Stoltzenburg, bekam zu wenig Zeit
eingeräumt, zeigte aber dennoch in seinem Hauptvortrag seine beachtliche
Kennerschaft, was ihm am besten gelang, wenn er sich vom Blatt löste und frei
ergänzte. Für einen Kurator ist es verständlicherweise eine ganz große Sache,
ein wenig an der Kunstgeschichte mitzuschreiben.
Reinhart
sei ein in Deutschland und auch sonst noch nicht hinreichend gewürdigter
Künstler und habe eine Ausstellung verdient, die seinen kunstgeschichtlichen
Stellenwert angemessen hervorhebt.
Reinhart
zog jedenfalls seit 1789 bis zu deinem Tod 1847 das Leben und
Arbeiten in Rom, dem Arbeiten unter den „deutschen“ Verhältnissen vor, auch
wenn dies finanziell weniger einträglich war. Reinhart wurde
dennoch Hofmaler in München und hatte adlige Interessenten für seine Bilder,
bekam , wenn auch relativ spät, eine Pension.
Andreas
Stoltzenburg wollte Reinhart sogar als kritischen, freiheitsliebenden Geist
verstehen, der in den Anfängen Anhänger der Französischen Revolution gewesen
sei, dann jedoch zunehmend auf Distanz ging. Er beschrieb anschaulich die
Konflikte mit Historienmalern, den „langhaarigen“ Nazzarenern und den
Kunstkritikern, wobei er für den romantischen Landschaftsmaler „Partei
ergriff“.
Zur
weiteren Würdigung des Werks und
des künstlerischen Stellenwerts von Reinhart sei auf den gewichtigen Katalog
verwiesen.
Allerdings:
Ein
Paar Karikaturen gegen Kunstkritiker wie Dr. Ludwig Schorch, Kunst-Blatt, oder
Historienmaler machen aus Reinhart noch keinen politisch-kritischen Geist. Die
Darstellung Lord Bristols, eines Kunstmäzens, als „porco centauro“ folgte auf eine Beleidigung Reinharts durch den Lord.. Die Karikatur „Der
Zeitungsleser“ stammt jedoch nicht von ihm.
Seine
Kritik an Rückerts anti-napoleonischen Sonetten von
1814 in einer Karikatur von 1817/18 kann man historisch auch anders
zuordnen, als dies im Katalog geschieht.
Stand
Reinhart eigentlich auf der Seite der demokratischen Bewegung im deutschen
Vormärz? Diese Frage griff der Kurator nicht auf.
Die
großzügigen Ausstellungsräume in der Kunsthalle, die Hängung der über 30
Bilder, aber auch allein die Zusammenführung der Werke schaffen für den
Betrachter den Eindruck eines beachtlichen und weit gespannten künstlerischen
Werkes: Zeichnungen , Radierungen, Karikaturen und eben dreißig der
vierzig, z.T. großformatigen Bilder Reinharts.
Ist
die Reihe der Kunsthalle „Landschaft um 1800“, die mit den Werken
Jakob Philipp Hackerts , eines Freunds Goethes, 2008 begann, und jetzt mit
Reinhart, einem Freund Schillers, fortgesetzt wird, ein überzeugendes Angebot
an die Stadt oder doch nur etwas für wenige Liebhaber?
Am
Sonntagnachmittag war die Ausstellung nur gering besucht, was noch nichts
heißen muss.
Um
die zwei Pärchen, jeweils Dichterfürst und Landschaftsmaler, didaktisch
gekonnt zu unterstreichen, zauberte Prof. Hubertus Gaßner, zunächst bei
seinen Einführungssätzen die Köpfe der Dichterfürsten als Salz- und
Pfefferstreuer unter dem Rednerpult hervor. Ein gelungener Gag für das
Auditorium vor dem Kupferstichkabinett.
Stefan
Brandt,36, der wiederum im Rahmen der Ausstellungseröffnung
Gelegenheit bekam, sich persönlich vorzustellen, betonte sehr klar die
Gleichberechtigung mit dem Kunsthallendirektor Gaßner,62.
Dr.
Brandt gab ein kulturpolitisch wichtiges Ziel seiner Arbeit bekannt, das
allerdings fast zum Pflichtprogramm jeden neuen Geschäftsführers oder Direktors
gehört: Er will die Besucherzahlen der Kunsthalle erhöhen, wie ihm das schon
mit der Oper in Frankfurt gelungen sei.
Die
Zahlen von 2011 seien trotz der Runge-Ausstellung mit 350000 zu niedrig
gewesen.
Allerdings
können wir angesichts von Brandts Werdegang die Hürde etwas höher legen, denn
schließlich hat die Kunsthalle auch schon, es war 2007, über 500 000
gelegen, was die hinsichtlich der Besucherzahlen besten Häuser in
Deutschland regelmäßig zu erreichen scheinen.
Die
Stiftungs-Doppelspitze ist damit
stark gefordert.
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