Mittwoch, 8. Juli 2009

Privilegien der Mediziner?



Kommentar zum Artikel SZ online „Dr. med. Dünnbrettbohrer“ v. 8.7.2009

Der Vorstoß von Wissenschaftsrat, Prof. Ulrike Beisiegel und European Research Council(ERC) ist lange überfällig und zu loben. Klar dass 90 Prozent der medizinischen Dissertationen „Türschildforschung“ sind und immer waren. Damit wird nicht zum medizinischen Fortschritt zugunsten der Patienten beigetragen.

Als Mitglied der Wissenschaftsdeputation, einem Hamburger ehrenamtlichen Leitungsgremium der Wissenschaftsbehörde mit Entscheidungskompetenzen , war es mir in den neunziger Jahren- zugegebenermaßen ohne forcierte Anstrengungen- nicht möglich auch wegen fehlenden Problembewusstseins in der Hamburger SPD, Deputierten-Kollegen, aber auch die Senatoren Prof. Leonard Hajen(SPD) und Christa Sager (GAL), von einer Reform der Mediziner-Promotion zu überzeugen. Sie wollten sich mit der Ärzte-Lobby nicht anlegen.

Genau so wenig war es möglich, medizinsoziologische Studieninhalte verbindlich für das Medizin-Studium festzuschreiben. Es kam dann eine fakultative Lösung. Immerhin.

Ein weiteres Privileg der Mediziner waren, und sind es wohl auch noch heute, die damaligen C3-Professuren auf Zeit. In einem internen Ausschreibungs- und Berufungsverfahren wurde stets der Oberarzt des jeweiligen vorschlagsberechtigten C4-Professors vom Fachbereichsrat gewählt. Es war eine Art Beförderungsverfahren ohne chancenreiche wissenschaftliche Konkurrenz von außen, bei dem soweit ersichtlich, wenn auch ohne echte Auswahl und viel Anpassungsleistung vorab, überwiegend gute Oberärzte C3-Professoren wurden. Die schöne Nebenwirkung: Die Mediziner können nach Ausscheiden zum Zwecke der Praxisgründung den Professorentitel mitnehmen.

Aber auch hier keine Chance mit dem linken HWP-Professor Hajen ein echtes Berufungsverfahren zu vereinbaren.

Zur Ehrenrettung der Mediziner sollte man schon sagen, dass ihr Studium zu den wirklich anspruchsvollen Studiengängen gehört, ich hoffe inzwischen mit den für die Ausbildung notwendigen Praxisanteilen.

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