Montag, 28. Juni 2010

Finanzminister Rainer Wiegard (CDU) übernimmt nicht die Verantwortung. Aussage vor dem PUA in Kiel am 21.6.2010



Auf den wenigen Bildern der Berichterstattung über die Vernehmung der Auskunftsperson Finanzminister Rainer Wiegard in Kiel konnte man den Minister und seinen Anwalt Goecke in trauter Gemeinsamkeit sehen. Der Rechtsanwalt konnte den Minister sehr gut auf dem Laufenden halten, da er am Abgeordnetentisch mit Namensschild bei öffentlicher und nicht-öffentlicher Beweisaufnahme anwesend sein konnte. Der Rechtsanwalt war damit in einer besseren Position als selbst der PUA-Beauftragte der Landesregierung in Kiel, der bei nicht-öffentlicher Sitzung den Sitzungsraum verlassen musste. Für Wiegard als einen der Hauptverantwortlichen gab es also eine wahrlich komfortable juristische Betreuung.

In ganz Schleswig-Holstein gibt es jedoch für derartige Gepflogenheiten nicht die geringste öffentliche Sensibilität.

Finanzminister Wiegard wählte eine offensive Verteidigungsstrategie:

„Nach kritischer Selbstprüfung sage ich, ich habe meine Pflicht nach bestem Wissen und Gewissen getan“.

Kernaussagen Rainer Wiegards:

  1. Erst die Lehman-Pleite hat die HSH Nordbank in die roten Zahlen gebracht.
  2. Er habe den Kieler Landtag im Zusammenhang mit der Kapitalerhöhung im Mai 2010 nicht belogen.
  3. Er habe auch die SPD regelmäßig, vollständig und umfassend informiert.
  4. Die Bank sei für die Zukunft gut aufgestellt.

Angesichts der hohen Verluste der HSH Nordbank in 2008 und 2009 , der Kapitalerhöhung in 2008 und des notwendigen Rettungspakets mit 3 Milliarden Euro Kapital und 10 Milliarden Euro Bürgschaft ist diese Strategie gewagt und wurde auch von der Opposition in Kiel kritisiert.

Merkwürdig bleibt diese Strategie auch, da der Hamburger Finanzsenator Dr.Freytag immerhin auch wegen der Kritik an ihm in Sachen HSH Nordbank zurückgetreten ist. Wie in Kiel kam die Haushaltsmisere hinzu, aber auch seine Verantwortlichkeit für die Koalitionsstrategie der Hamburger CDU, die er als Landesvorsitzender natürlich in besonderer Weise zu vertreten hat.

Hatte Freytag nur das Pech, in Hamburg unter größerem Mediendruck zu stehen? Musste er seine abgesunkenen Umfragewerte für unumkehrbar schlecht halten? Gibt es in der Weltstadt Hamburg einfach eine andere politische Kultur oder zeigte der Politiker Dr.Freytag(CDU) einfach eine größere politische Sensibilität?

Merkwürdig, dass es angesichts der Strategie von Minister Wiegard keine Rücktrittsforderungen gegeben hat. Wegen der Koalition mit der CDU konnte Wolfgang Kubicki(FDP) seine massiven Rücktrittsforderungen vom letzten Jahr offensichtlich nicht wiederholen. Er fehlte bei dieser Sitzung des PUA.

Der Bericht im Hamburger Abendblatt über die Wiegard-Sitzung in Kiel(ubi) enthielt sogar ganz im Gegenteil dazu zwei massive Wertungen zugunsten von Wiegard. Ging Wiegard als Sieger vom Platz?

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