Der Senat ist nunmehr bereits etwas länger als zwei
Jahre im Amt. Überraschend ist für
viele, dass der Senat in Umfragen bis
heute eine Zustimmung um die fünfzig Prozent erhält.
Um dieses Phänomen einschätzen zu können, muss man
zunächst die Bilanz der Senate des Bürgermeisters Ole von Beust seit 2001 ziehen: Ich verkürze, ohne parteilich sein zu
wollen. Die Senate von Beusts haben sich
schwerwiegende politische Fehler geleistet,
die der CDU bei der letzten Wahl angelastet wurden, u.a.:
-ein Elbphilharmonie-Vorhaben ohne entsprechendes
Konzept und ohne die nötigen wasserdichten Verträge, mit dem die
Verwaltungseinheiten völlig überfordert waren
-der Verkauf der Krankenhäuser gegen den erklärten
Willen der Bürger mit einem großzügigen
Rückkehrrecht
- die sechsjährige Primarschule gegen den Willen der
Mehrheit der Bürger und der eigenen Partei(durch Volksentscheid gescheitert)
-das Versagen in Sachen HSH Nordbank
-eine konservative Sicherheitspolitik mit mehr
Überwachung und einer un-kritischen Kooperation mit privaten
Sicherheitsfirmen(von den Bürgern weniger bemerkt?)
etc.
Die positiven Leistungen gingen dagegen im Bewusstsein
der Bürger nahezu völlig unter. So etwa
die seit dem Stoltzenbergskandal 1979 und dem Bericht der Haas-Kommission 1981
ständig diskutierte Verwaltungsreform mit weitgehender Entflechtung der Ebenen (2006),
die SPD-Senate nicht wollten oder nicht zustande gebracht haben.
Umstritten war
dann z.B. das Großprojekt des Kohlekraftwerks Moorburg, das der Senat allerdings
„nur“ genehmigen musste, dies aber in der Endphase unter Mitwirkung der Grünen.
Es geht hier in der Kürze nicht um eine umfassende,
nach allen Seiten abgewogene Würdigung, sondern nur um das Ergebnis der Politik
in den Augen der Bürger: Ole von Beust macht in wichtigen Teilen Politik gegen
die Mehrheit der Bürger, seine Senate kriegen das Regierungsgeschäft in
wichtigen Angelegenheiten nicht hin und
seine schwarz-grünen Nachfolger können es nicht.
Viele
Beobachter der politischen Szene in Hamburg waren dennoch über das
einfach klingende Wahlkampfmotto Olaf Scholz überrascht und und erstaunt: Er
wolle gut regieren.. Scholz war jedoch der Mann, dem man bei seiner politischen
Ämterfolge, dieses „gut Regieren“ zutrauen konnte.
Ich habe damals in meinen Publikationen zum Hamburger
Regierungssystem geblättert und mich gefragt, was war eigentlich meine
bisherige Hauptkritik an der Politik
auf allen Ebenen? Und ich war doch fast
etwas überrascht: Ich habe durchgehend
Umsetzungsdefizite ,fehlende Umsetzung der
eigenen Wahlkampfforderungen und
unkontrollierte, verselbständigte Verwaltungseinheiten kritisiert, die die
Politik ihre Glaubwürdigkeit gekostet hat.
Olaf Scholz verkörperte persönlich glaubwürdig das
Versprechen handwerklich gute Politik zu machen und zentrale Wahlversprechen mit dieser Hamburger Verwaltung auch umzusetzen.
Kurz und knapp: Olaf Scholz hat dieses
Versprechen in den Augen der Bürger eingehalten. Abschaffen der
Studiengebühren, Kita-Politik und Ankurbeln des Wohnungsbaus. Das Hamburger
Transparenzgesetz, keinesfalls weitgehend genug, und die zweite Rettung der HSH
Nordbank kommen hinzu. Er musste dabei
nicht gegen die Medien regieren, die erkannten, dass sie diesen Mann unterstützen
müssen, weil sonst die Stadt Schaden nehmen könnte.
Das bisher beste Beispiel, wie Scholz diese „gute
Politik“ öffentlich transportiert, war seine nahezu einstündige Pressekonferenz
zur Elbphilharmonie, in der er den Bürgern und Hochtief signalisierte, hier ist
ein Politiker so kompetent, so gut eingearbeitet und so cool in der Verfolgung
seiner Handlungsoptionen, dass man dem vertrauen kann bzw. sich besser nicht
mit ihm anlegt.
Auch die Zeitungen des Springer-Verlags sind sich heute
und waren sich zur Zeit der Wahl einig, obwohl sie abgewogen berichteten: Es
gibt weit und breit keine Alternative für ihn.
Hinzu kommt: Scholz hat eine strategische Linie.
Seine Politik-und Personalangebote waren weit über die
bürgerliche Mitte hinaus akzeptiert.
Der Senat hat sich bisher bewährt, keine großen Fehler
gemacht und dies, obwohl er sich in durchaus schwerer See befindet. Bei Hapag Lloyd,
dem Erwerb von 25,1 Prozent der Netze und vielen Projekten lässt sich das Ergebnis noch nicht absehen.
Und die Bürger werden ständig unterschätzt: sie
wissen, dass man in zwei Jahren die Hamburger Politik nicht vollständig umkrempeln kann.
Ich habe auch schon verschiedentlich Kritik an Olaf
Scholz geübt, so zum Beispiel an der innerparteilichen Situation in der Hamburger
SPD und der Bestellung der Senatorinnen und Senatoren gegen die Parteisatzung,
einem Steckenpferd von mir seit 40 Jahren, und einigem anderen, während viele
sich opportunistisch wegduckten.
Wichtige
Problemfelder in den Teilsektoren der Hamburger Politik sollen hier
vernachlässigt werden, obwohl sie aus meiner Sicht erhebliche Defizite
ausweisen, weil der Bürger sie im Einzelnen
über die Breite nicht verfolgen kann.
Sie können somit nur überschaubar die Zustimmungswerte des
Bürgermeisters beeinträchtigen.
Wenn ich hier einstiege, würde die Opposition sich
freuen, und müsste nicht mehr ihre Hausaufgaben machen.
Das kann nicht gewollt sein.
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