Donnerstag, 3. Februar 2011

Wilhelm Nöllings Autobiographie


Wilhelm Nölling: Wieviele Anker braucht der Mensch? Dokumentation meiner Entwicklung, 3 Bände, Hamburg 2007, 1088 Seiten.. Klaus Schümann Verlag

Auf der obigen Veranstaltung mit Helmut Schmidt traf ich wie erwähnt Wilhelm Nölling, der vor inzwischen auch schon wieder drei Jahren eine dreibändige Autobiographie herausgebracht hat, an die bei dieser Gelegenheit erinnert werden sollte. Es ist eine sehr umfangreiche , sorgfältig gearbeitete und lesenswerte Darstellung von Nöllings Leben und politischer Leistung, die auch vor Kritik an Persönlichkeiten der Nachkriegsgeschichte keinesfalls zurückschreckt. Teilweise kommt er zu handfesten und kritischen Urteilen.

U.a. ist diese Autobiographie ein wichtiger Beitrag zur Nachkriegsgeschichte, insbesondere dort, wo die Wissenschaft noch nichts Rechtes geleistet hat. Sie ist jedoch in besonderer Weise ein Beispiel für den zielstrebigen und gelungenen Aufstieg eines Jungen aus armer Familie, aber auch für eine gelungene politische Karriere, die Nölling dem klugen Setzen seiner Karriereschritte, seiner Wirtschaftskompetenz, seinen formal-politischen Fähigkeiten, seiner Lernfähigkeit und kommunikativen Kompetenz zu verdanken hat. Wobei seine Karriere wegen einiger prinzipieller Orientierungen auch hätte Schaden nehmen können. Nölling war Bundestagsabgeordneter, Senator, und Bundesbänker.

Sehr zur Lektüre empfohlen sei Nöllings Darstellung seines größten innerparteilichen Konfliktes, der Kandidatenaufstellung für die Bundestagswahl 1969 für den Wahlkreis Eimsbüttel gegen seinen bekannten Konkurrenten Peter Blachstein. Dabei empfiehlt es sich, die Dissertation des Autors dieser Zeilen heranzuziehen , die einen Schwerpunkt bei der Analyse dieses Nominierungsprozesses hat: Günter Pumm, Kandidatenauswahl und innerparteiliche Demokratie in der Hamburger SPD, Hamburg 1977.

Ganz wichtig Nöllings Darstellung der Einführung der DM während des deutschen Einigungsprozesses. Einsichten aus dem Innenleben der Bundesbank und über die Arbeitsweise der Deutschen Bundesbank sind in dieser Form und für diesen Zeitraum nur bei ihm zu finden.

Sicherlich bedarf manche Einschätzung und Bewertung von Entscheidungsprozessen und Personen einer kritischen Würdigung, wie sollte dies auch bei eigener Betroffenheit anders sein.

Lesenswert auch das sehr interessante Nachwort von Henning Voscherau.

Kauf und Lektüre seien empfohlen: 55 Euro. ( aufwendiger Druck )

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