Selbst von der PR-Abteilung der HSH Nordbank hätte kein angemesseneres Ambiente für den Auftritt ihres Chefs Prof. Nonnenmacher ausgewählt werden können als der Kaisersaal im Hamburger Rathaus.
Man erwartete einen großen Medienandrang, der auch wirklich zu verzeichnen war. So konnte „Dr.No“ begleitet von seinem Anwalt Heinz Wagner gegen 17.00 Uhr wohl inszeniert im Blitzlichtgewitter der Photographen vor die Kameras der anwesenden Sender treten.
Auch für die Öffentlichkeit waren mehr Plätze vorgesehen als im etwas beengten Raum 151 des Rathauses, wo Prof. Nonnenmacher schon vor dem Haushaltsausschuss aufgetreten war, um im März 2009 das teure „Rettungspaket“ für die HSH Nordbank zu begründen.
Schon damals war mir Dirk Jens Nonnenmacher wegen seiner ausgewählten Höflichkeit aufgefallen. Nahezu immer wenn Herr Senator Freytag ihn bat, das Wort zu ergreifen, reagierte der Chef der HSH Nordbank mit einem ganz leicht überfreundlichen „Sehr gern“.
Auch vor dem PUA blieb er bei dieser Strategie: er wolle einen Beitrag zur Aufklärungsarbeit des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses leisten und trotz staatsanwaltschaftlicher Untersuchungen Rede und Antwort stehen. Prof. Nonnenmacher vergaß auch nicht, die Abgeordneten seiner Wertschätzung zu versichern.
Der Anwalt Nonnenmachers äußerte sich ebenfalls sehr abgeklärt und zurückhaltend im Ton, wenn er für die Behandlung der Einzelgeschäfte wie Omega 55 das Geschäftsgeheimnis als schutzwürdiges Interesse geltend machte und den Ausschluss der Öffentlichkeit dafür verlangte oder eine Präzisierung der Fragestellungen einforderte, da ansonsten seinem Mandanten die notwendig diffusen Antworten auf diffuse Fragen anhand des Wortprotkolls angelastet werden könnten.
Die inhaltliche Strategie Nonnenmachers: es gibt nichts zu verschweigen, ich gehe auch auf die Schwächen der Bank ein, die Strukturen der Bank seien vor seinem Einstieg für eine internationale Geschäftsbank unangemessen gewesen. Die Anzeigen wegen Bilanzfälschung und Untreue seien allerdings „absurd“, es habe nur völlig bankübliche Verfahrensweisen gegeben, für die auch entsprechende Testate vorlägen.
Der PUA schloss übrigens nach einstündiger, nicht-öffentlicher Beratung den Anwalt von Jochen Friedrichs von der Sitzung aus, so dass Prof. Nonnenmacher seinen ausformulierten Vortrag erst gegen 18.00 Uhr beginnen konnte.
Als ich gegen 16.55 den Kaisersaal betrat, waren die meisten Plätze bereits vergeben oder besetzt. Dank der Aufmerksamkeit des Pressesprechers des Präsidenten erhielt ich noch einen Platz, der vorher für den Arbeitsstab reserviert war.
Ein Blick in die Runde zeigte mir, dass diesmal nicht das normale Publikum anwesend war, das ich von Sitzungen des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses kannte. Und in der Tat verließen mit Prof. Nonnenmacher und seinem engeren Stab etwa die Hälfte der Anwesenden nach der Befragung schlagartig den Kaisersaal. Sollte Herr Nonnenmacher nichts dem Zufall überlassen und sich sein eigenes Publikum aus der Bank mitgebracht haben?
Die folgenden eher technischen Tagesordnungspunkte waren sehr aufschlussreich.